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Süddeutsche Zeitung, 13.01.2003

„Die neue Oper, die soeben die Theaterfreunde Berlins beschäftigt, ist ganz ein Kind dieses Augenblicks“, schrieb ein Rezensent zur Geburt der deutsch-romantischen Oper: der Uraufführung von Webers „Freischütz“ 1821. Was aber war das für eine Epoche, deren Werk der Stunde sich um eine Geisterstunde dreht, fragte sich wohl Aachens Intendant Paul Esterhazy. Und nimmt in seiner Inszenierung die Entstehungszeit des „Freischütz“ und dessen Motive des Sehens ins Visier. Dem Besucher werden Operngläser ausgehändigt. Und tatsächlich gehen einem die Augen über und zuweilen auf. Etwa angesichts des Weber-zeitgenössischen Raums. Wortwörtlich: Auf der Bühne ist statt deutschem Wald, Förster, Jäger, Bauern, statt 17. Jahrhundert ein detailgenauer Salon der Biedermeierzeit um 1820 zu beäugen...


Rheinischer Merkur, 16.01.2003

Homo homini ludus: eine Biedermeiergesellschaft treibt ein grausames Spiel mit Max. Pia Janssen hat Salon und Musikzimmer sowie Wäschekammer einer Berliner Beamtenwohnung aus dem Uraufführungsjahr 1821 nachgebaut. Paul Esterhazy entwickelt aus der Dämmerung des Kerzenlichts, mit Schubertiaden, Blinde-Kuh und Schöne-Müllerin-Spiel eine genaue analytische Studie.


Süddeutsche Zeitung, 13.01.2003

Vor allem aber beleuchtet die Inszenierung, die aussieht als habe der „Gespenster“-Hoffmann Regie geführt, die Nachtseite des Biedermeier. Auf der Bühne gibt es nur Lichtquellen der Zeit. Im Claire obscure von Kaminfeuer, Kerzen, Petroleumlampen flackert der Schein gemüt- und gefühlvoller Bürgerlichkeit irritierend zwischen Aufklärung und Schrecken. ... Das Gemütliche als Augenschein bloß. Denn so wie Esterhazy den „Freischütz“ als Drama des Innenraums erzählt, über die Figur des verzweifelten Max, dem kein Schuss mehr gelingt, werden nicht erst die Spuk-Erscheinungen in der Wolfsschlucht zur „Höllenvision aus Biedermeierminiaturen“. ...Dieser dunkle „Freischütz“ ist ein beglückender Lichtblick.


WDR Mosaik, 13.01.2003

Das ist brilliant gemacht: In diesem Biedermeier-Ambiente sieht man - aus der Dämmerung heraus entwickelt – eine psychologische Studie; sehr genau gearbeitet im Detail.


Movie, 02.2003

Großes Kino: Mit magischem Lichtdesign galoppiert diese „Freischütz“-Inszenierung aller Biedermeier-Gemütlichkeit davon. ... Diese Oper muss man unbedingt anschauen! Es ist ein wunderbarer Abend, unterhaltsam, ergreifend, besinnlich.