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WDR Mosaik 18.07.2003

Das Thema „Freiheit“ bringt die gedankliche Klammer für die Gegenüberstellung der Extreme und den Verweis auf den rebellischen Helden Don Giovanni, der wie in einem musikalischen Vexierspiel im Titel mitschwingt und sich mit einigen musikalischen Zitaten durch den Abend zieht...


Aachener Zeitung, 21.07.2003

Die Melodienharmonie in den ausgewählten Kirchengesängen des Venezianers Giovanni Gabrieli und die scheinbar unkontrollierte Geräuschkulisse von John Cages „Song Books“ und „Music for...“ – passt das zusammen? Es passt. Der „John Giovanni“-Abend lebt durch diese Gegensätze von Ordnung und Chaos, Gesetzen und Freiheit – Himmel und Hölle eben. Sie bedingen einander, inspirieren sich und sind gleich berechtigt. Eine literarische Inkarnation des Wanderers zwischen diesen Antipoden ist Mozarts Don Giovanni... Archaisch streng, in teuflisch rote Kutten gekleidet, interpretiert das engagierte, talentierte Ensemble von acht Sängerinnen und vier Sängern die lateinischen Chorsätze mit sensibler Disziplin und homogen artikulierender Musikalität in optisch klar konstruierten und stimmungsvoll ausgeleuchteten Gruppenbildern...


WDR Mosaik 18.07.2003

Wie ein mönchisches Ritual läuft dieser etwa 30minütige Teil ab, hermetisch geschlossen im farbigen Lichtraum der Bühne, fremdartig und faszinierend... Und dann: Szenenwechsel von Giovanni zu John. Das Kirchenschiff ist hell erleuchtet, die Sänger und Instrumentalisten, jetzt einfach schwarz gekleidet mit weiß geschminkten Gesichtern, suchen sich eine Platz irgendwo, verteilen sich im ganzen Raum und führen ihre Sequenz aus dem „Song Book“ von John Cage auf. Die Reihenfolge ihres Auftritts wird nach dem Zufallsprinzip ermittelt, jeder hat größtmögliche Freiheit in der Gestaltung eines graphisch notierten Verlaufs, und die ausdrückliche Anweisung des Komponisten, sich nicht um das zu kümmern, was um ihn herum geschieht. Größer könnte der Kontrast wohl nicht sein an einem einzigen Musiktheaterabend...


Aachener Zeitung, 21.07.2003

Nach dem Ausflug in Cages eigenwilligen Kompositionsstil erklingen dieselben Gesänge Gabrielis wie zu Beginn. Doch die Wirkung ist durch eine „kleine“ Änderung eine vollkommen andere: Die Farbwahl von Kostümen und Lichteffekten spielt nun in den Komplementärfarben. ... Die Wirkung ist phänomenal...


WDR Mosaik 18.07.2003

Und Paul Esterhazy führt uns aus dieser lockeren, spielerischen Welt des John Cage, in der auch Schreibmaschinen mitmusizieren dürfen oder mal eine Komposition geturnt werden kann, wieder zurück in die strenge Formenwelt Gabrielis. Die Musik und die choreografische Aktion des ersten Teils werden wiederholt, die von rot und violett dominierten Farbenspiele wechseln in die kalten Zonen von grün und blau. Und man stellt fest, dass es eben gar nicht „dasselbe in grün“ ist, wenn man Gabrieli aus der Perspektive von Cage noch einmal erlebt. Der Abend zeigt eindrucksvoll, wie spannend auch handlungsloses, konzeptuelles Musiktheater sein kann.