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Crescendo, 00/06.2004

Das Theater Aachen hat mit Sicherheit eine der interessantesten Ausgrabungen der Spielzeit initiiert: Friedrich Kloses Märchenoper „Ilsebill“ aus dem Jahr 1903.


Rheinischer Merkur, 29.04.2004

„Mine Frau, de Ilsebill...“ – das Märchen der Gebrüder Grimm erhielt 1903 eine vom Wagner-Orchester beschwerte, glühend sentimentale und dramatische Musik... Der Ton wollte so hoch hinaus wie die Frau des Fischers, der auf den sprechenden Butt stieß. Paul Esterhazy zeigt die gestörte Beziehung des Paares, die immer hybrider werdenden Wünsche Ilsebills – Großbäuerin, Gräfin, Päpstin wird sie und will Göttin werden – als scharf zerstückelte Folge stark stilisierter Lichtbilder. Der scharfe Kontrast hebt alle Betulichkeit auf und zeigt den harten Kern der Parabel brilliant.


Die deutsche Bühne, 06.2004

Weder das mittelalterliche Kolorit des Librettos noch die Sozialgeschichte der Entstehungszeit dieser Oper scheint in der Inszenierung von Paul Esterhazy auf. Der Aachener Intendant zeigt... hinter gerastertem Gazevorhang... das Unverständnis der Frau für die menschlichen Verhaltensweisen ihres Mannes und sein Unvermögen gegenüber ihrer Triebstruktur. Von Mal zu Mal ist es ihm, der doch nur ruhig und zufrieden leben will, peinlicher, dem Fisch die immer maßloser werdenden Forderungen der Gattin vorzutragen (und immer rascher und härter werden die Spots auf der Bühne geschnitten). Bis sie wie Gott sein will – da finden sich die Fischerleute unvermittelt wieder in einer Kajüte, durch deren Bullauge man den Butt gründeln sieht. Da sitzen sie, nackt und klein.


Super Mittwoch, 05.05.2004

Wiederentdeckt durch den Generalintendant Paul Esterhazy als ein substanzvolles Werk mit Aussagekraft, einer Parabel von Überheblichkeit und Maßlosigkeit, aktuell wie eh und je. Esterhazys Inszenierung ... setzt auf konsequente Strenge des Stils. Hier wird das Wesentliche zum Ereignis in einer fast passionsspielartigen Form. Die Bühne, gestaltet von Pia Janssen, die Kostüme von Renate Schwietert sowie die Lichtregie von Eduard Joebges sind wesentliche Beiträge zum Regiekonzept... Die Choreographie schneller Positionswechsel des szenischen Gesamtablaufs und die an Zeichensprache erinnernde Gestik verstärken den Eindruck einer Welt der Mystik... Der stets nur angedeutete Handlungsablauf in fünf Bildern hinter dem Rastervorhang, begleitet von einer Projektion des Riesenfisches, zeigt die sich in ihren Wünschen bis zur Gottähnlichkeit steigernden Fischerin Ilsebill als mahnendes Beispiel der Hybris. So ist auch am Ende der Sturz bis auf den Grund des Sees die Konsequenz... Eine Gesamtleistung aus einem Guss.