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Neue Musikzeitung 19.06.2015

Mit vorgeschnallter Banane und Stichsäge

von Andreas Hauff

Eigentlich hatte Luciano Berios Librettist Italo Calvino für den Opernauftrag der Salzburger Festspiele eine ordentliche Bühnenhandlung konzipiert. Doch Berio machte daraus eine „Oper über die Unmöglichkeit, eine Oper zu schreiben“ (Ulrich Schreiber) und mischte in jahrelanger Arbeit Calvinos Entwurf mit Fragmenten aus William Shakespeares „Der Sturm“ (in einer Fassung des deutschen Dichters Friedrich Wilhelm Gotter), mit einem Aufsatz von Wystan Hugh Auden über das Shakespeare-Stück und mit Passagen aus einem persönlichen Brief Calvinos zu einer „szenischen Aktion“. Mit anderen Worten: Er dekonstruierte Calvinos Entwurf und zugleich die Institution Theater. Aus Shakespeares Herrscher Prospero, wird zugleich Prospero, der alte Theaterintendant, an dessen Theater der „Sturm“ geprobt wird. Er träumt immer noch von seinem Theater-Ideal und einer menschlichen Stimme, die ihm wirklich etwas zu sagen hat, und leidet unter dem prosaischen Betrieb vor, auf und hinter der Bühne als „Schatten, der die Erinnerung nicht erreicht.“
Wie man aus dem lesenswerten Artikel von Schauspiel-Dramaturg Thomaspeter Goergen „Wo steht das Schauspiel heute?“ im aktuellen Kasseler Theatermagazin schließen kann, war Berio damit ästhetisch auf der Höhe der Zeit. Anfang der 1980er Jahre waren Postmoderne, Dekonstruktion und das „Ende der großen Erzählungen“ angesagt. Die Theorien Jacques Derridas, Jean-François Lyotards und anderer lieferten die Stichworte für zahlreiche „postdramatische“ Aufführungen, kamen dabei aber auch – wie man als kritischer Beobachter feststellen durfte – dem Erfindungs-, Spiel- und Selbstdarstellungdrang von Regisseuren angenehm entgegen. Eine Geschichte auch da zu erzählen, wo eine Geschichte erzählt werden soll, galt als ästhetisch zurückgeblieben. Selbst in mittleren oder kleineren Provinztheatern war und ist die Identifikation des Zuschauers mit dem Bühnengeschehen oft unerwünscht, auch wenn – um den inzwischen wieder entdeckten Philosophen Wilhelm Schapp zu zitieren – der Mensch ständig in Geschichten und auch in Geschichte verstrickt ist. „Unerschütterlich dekonstruiert das Diskurstheater von Elfriede Jelinek oder René Pollesch uns alle als Collage von Gender, Porno, Kitsch, Zitat“, schreibt Thomaspeter Goergen zur neueren Entwicklung, und sieht nichtsdestotrotz einen neuen Trend: „Dennoch gewann die Identifikationsfigur angesichts der gespenstischen Transparenz des Internets, der gesichtslosen non-places wie Shoppingmalls und Hotelketten wieder Format.“
Und eben an diesem Punkt setzen in Kassel Regisseur Paul Esterhazy und Ausstatter Mathis Neidhardt an, wenn sie ironischerweise Berios abstraktem, melancholisch-verspieltem Szenario einen ziemlich naturalistischen Theaterbetrieb unterschieben, hinter dem seinerseits ein tragikomisches Zeitbild aufscheint. Was man auf der Bühne sieht, ähnelt verdächtig dem vertrauten Kasseler Staatstheater, nur dass Zuschauerfoyer, Probenbühne und Intendantenzimmer auf einer Ebene zusammengeschoben sind. Ein großer Abreißkalender zeigt den 7. August 1984, den Tag der Uraufführung von „Un re in ascolto“ bei den Salzburger Festspielen. Und da sitzt nun vor vielen Weinflaschen auf seinem Intendanten-Sessel Prospero (Marc-Olivier Oetterli) – gealtert, misanthropisch und autoritär, langhaarig und mit Sonnenbrille, gelangweilt und doch sehnsuchtsvoll. Als traurigen Rest altlinker Träume hat er sich eine sorgsam zusammengelegte Sowjet-Flagge aufgehoben. Niemand macht es ihm wirklich recht: Weder sein Helfer Ariel noch der gehetzte Dramaturg (Heiko Schmelz), weder die resolute Ehefrau (Maren Engelhardt) noch die dralle blonde Sekretärin (Corinna Hartmann), und auch nicht die Sängerinnen, die zum Vorsingen kommen, aber nach kurzer (buchstäblicher) Fühlungnahme ungnädig entlassen werden. Nur für den „Clown“, einen schweigenden kleinen Buben, der sein Enkel sein könnte, scheint er väterliche Gefühle zu hegen. Sehnsuchtsvoll, Hand in Hand, schauen die beiden aus einem Fenster, das schon längst zugemauert ist.
„Postdramatische“ Absurditäten - Für die bevorstehende „Sturm“-Aufführung hat Prospero sich einen Regisseur (Markus Francke) engagiert, der wie sein jüngeres Alter Ego ausschaut. Freundlich wirbt dieser vor Beginn einen als Zuschauer getarnten Darsteller (Gunnar Seidel) zum Mitspielen, doch dann springt er übel mit ihm um, lässt ihn schwarz schminken und zum Wilden ausstaffieren. „Freitag“, dem „Caliban“ im „Sturm“ ähnlich, gibt, wie man so sagt, dem Affen Zucker, und treibt Schabernack mit einer vorgeschnallten Banane und einer Stichsäge. Die entzweigesägte Sekretärin, deren Oberkörper zwischenzeitlich im Kühlschtank verstaut wird, feiert allerdings gegen Ende fröhliche Auferstehung. Nicht weniger mit dem Klischee spielt die Regie, wenn sie die Gebärdendarstellerin Christina Schönfeldt im Hosenanzug der Werbefigur Klementine aus der Ariel-Werbung auftreten lässt, oder wenn der Akkordeonist (Roman Komassa), zu dessen Auftritten nie ein Akkordeon spielt, als Sowjetsoldat mit Stechschritt skurrile Russland-Nostalgie verbreitet.
Dass über all diesen „postdramatischen“ Absurditäten Prospero sein persönliches Schicksal erlebt, ist unverkennbar. Man muss nur auf die zarten, sehnsuchtsvollen Passagen der Musik hören – oder auf die ruppig drohenden, blechschweren Interventionen aus dem Orchestergraben, auf die leise rollende große Trommel, auf die vielsagenden Walzer-Anklänge. Alexander Hannemann und das Staatsorchester bringen Berios Partitur ebenso exakt wie ausdrucksvoll zur Geltung. Prospero erleidet einen Zusammenbruch, die Mitarbeiter stehen besorgt um die Couch, Arzt und Krankenschwester versorgen ihn. Dennoch klingt hier das „Addio“, der Abschied, als Leitmotiv deutlich genug auf. Und kaum hat er sich erholt, erscheint aus der Bodenluke sein Doppelgänger – ein altes romantisches Motiv für die Gefährdung der eigenen Identität. Einträchtig sitzen die beiden zunächst nebeneinander auf der Couch, doch dann erwürgt Prospero im Selbsthass sein Ebenbild, und Freitag / Caliban darf die Leiche in die Bodenluke zurückstopfen.
Als dann eine Sängerin das zugemauerte Fenster aufsprengt und auf seinen Arbeitstisch tritt, hört Prospero das erste Mal gebannt zu. Später wird man die Frau an einem aufgenähten gelben Judenstern als Überlebende erkennen – ein Mensch mit einer Geschichte, eine Zeugin auch dafür, wie Geschichte Menschen prägt. Der alte Intendant zieht liebevoll den schwarzen Vorhang vor das kleine Bühnenmodell in seinem Büro. Dann ist auf der Bühne Theaterpause: Das Publikum strömt ins Foyer und besieht sich verwundert den im Privathabitus auftretenden Chef und die Unordnung in dessen Zimmer. Prospero spricht zu den Leuten, nimmt sogar die abschirmende Sonnenbrille ab, doch man interessiert sich nicht wirklich für seine Botschaft, strebt zum Pausenbüfett. Nur einer Zuschauerin ist die Situation nicht geheuer, sie bleibt beobachtend stehen, wird aber wenig später vom Ehemann weggeholt. Da steigt dann Prospero wie schon einmal zu Anfang auf den auf der Couch gelagerten Bücherstapel, faltet die Sowjetfahne sorgfältig zum straffen Tuch – und erhängt sich an einem dicken Kabel, das aus der Wand ragt. Stehen bleibt ein leiser Akkord im Orchester – und mit ihm die Hoffnungen und Illusionen einer ganzen Generation.


Opernwelt 06.2015

Zeitloser Abgesang

von Rainer Wagner

Ein Theaterkönig stirbt. Und mit ihm die Kunst des Hörens, das mehr ist als das Horchen. Vom Lauschangriff ist allerdings nicht die Rede, schließlich ist Luciano Berios Musiktheater "Un re in ascolto" gute 30 Jahre alt. In Kassel erweist er sich als erstaunlich lebendig. Das liegt vielleicht daran, dass diese azione musicale in due parti bei ihrer Uraufführung 1984 in Salzburg zwar ein Abgesang auf die Oper war - als Kunstform, als Irrenhaus und als eine Welt, die sich manchmal selbst genug ist -, dass dieses Schlusswort aber zeitlos zu sein scheint.
Damit auch alle begreifen, wie sehr sich das Musiktheater hier um sich selbst dreht, hat Ausstatter Mathis Neidhardt im Staatstheater Kassel eben dieses auf die Bühne gebracht. Im gespiegelten Foyer zum ersten Rang jongliert Regisseur Paul Esterhazy mit allen Bällen, die er greifen kann. Zweierlei hat er dazuerfunden: zum einen den vermeintlichen Zuschauer, der als Statist einspringen soll, dann aber alle Hände voll zu tun hat (der hochmusikalische Schauspieler Gunnar Seidel macht das eindrucksvoll). Zum anderen ist der Tod des Protagonisten Prospero (mit Nachdruck: Marc-Olivier Oetterli) hier ein Selbstmord, bei dem die aufgewickelte Sowjetfahne als Seil dient: Die desillusionierte Liebe zum Stalinismus gehört eben auch zur Geschichte Italiens.
Die Handlung ist kaum nachzuerzählen, ist angelehnt an Shakespeares "The Tempest" und bringt jede Menge Texte, die Librettist Italo Calvino rund um Roland Barthes' Aufsatz "L'Écoute" gebaut hat. Ein alternder Theaterkönig horcht der Erinnerung nach, in der Gegenwart tobt der ganz normale Opernwahnsinn, mit Drahtseilakten, einem Vorsingen in vier Auftritten, einem Tingeltangel-Trio samt Akkordeonbegleitung (hier von einem Sowjetsoldaten simuliert). Ein Regisseur (Markus Francke) probt und tobt, und wer sich fragt, warum hier ein Double der Reklamefigur Klementine (Christina Schönfeld) mitspielt, sollte sich erinnern, dass Shakespeares Luftgeist Ariel später einem Waschmittel seinen Namen geben musste.
Mag Prospero auch innehalten, Esterhazys pointenreiche Inszenierung setzt auf Tempo und wirft immer neue Farben und Bilder in das Kaleidoskop dieses Stücks, als habe er Angst, dass anderthalb Stunden im Spiegelkabinett das Publikum überfordern könnten. Und tatsächlich gibt es bei der Premiere einige Abgänge. Ein Heimspielsieg war's trotzdem.
Das Staatsheater Kassel liefert hier eine eindrucksvolle Ensembleleistung ab; stellvertretend sei Anna Nesyba genannt, die nicht nur laut Besetzungsplan die "Protagonistin" gibt, und der Chor gelobt.
Wer die Feinheiten jenseits der musikalischen Rollenspielchen mitbekommen will, muss genauer hinhören - und wird vom Staatsorchester Kassel unter Alexander Hannemann mit vielen raffinierten Details belohnt. Was kann man nicht alles aus einer kleinen Sekunde oder einer großen Septime machen!


HNA 26.05.2015

Lust und Leid der Überforderung
Luciano Berios sperriges Musiktheater „Un re in ascolto" erlebt in Kassel eine ambitionierte Wiedergabe

von Werner Fritsch

Luciano Berios musikalische Bühnenhandlung „Un re in ascolto“ (Ein König horcht) ist ein schwieriges Stück. Eine einzige Überforderung - für den Komponisten und seine Ansprüche, für die Ausführenden und auch für das Publikum. Dass es am Samstag im Kasseler Opernhaus eine Premiere erlebte, die einem Bewunderung abnötigt, macht die Sache nicht einfacher.

Was hat Berio (1925-2003) nicht alles in seine 1984 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführte, gut eineinhalbstündige Oper (die auf keinen Fall Oper genannt werden soll) gepackt. Ausgehend von einem Text des Schriftstellers Italo Calvino, der aber großenteils wieder verworfen wurde, und angelehnt an einen Artikel von Roland Barthes über das Zuhören, schrieb Berio ein Musiktheaterwerk, das sowohl Abschied von der Oper als auch ein Stück über das Theater sein möchte, ein Werk, das Traum und Realität verschmilzt.
Hinein verwoben ist Shakespeares Stück „Der Sturm“, das von einer Theatertruppe geprobt werden soll und dem die Hauptfigur ihren Namen, Prospero, verdankt. Die Texte, meist italienisch, teils deutsch, sind in der intellektuell verrätselten Sprache der 80er-Jahre gehalten. Einer Zeit, die kulturell alles Vorangegangene infrage stellte und sich damit aufrieb, radikal Neues zu schaffen.
Genau hier setzt der Regisseur Paul Esterhazy an. Dem heiligen Ernst Berios setzt er ein Spektakel entgegen, das die Atmosphäre jener Zeit widerspiegelt und mit dem turbulenten Spiel von 27 (!) Akteuren eine weitere - gewollte - Ebene der Überforderung schafft. Denn niemand kann vollständig erfassen, was sich hier in einem Theaterfoyer und Intendantenbüro (Bühne und Kostüme: Mathis Neidhardt) gleichzeitig abspielt. Die Inszenierung lebt dabei von ihrer Detailschärfe - bis hin zum Beuys-Satz „Wer nicht denken will, fliegt raus!“ auf dem Kühlschrank.
Grandioses leisten die Akteure, allen voran Marc-Olivier Oetterli in der Rolle des Prospero, eines Königs des Theaters, der wahnhaft einer anderen, neuen Kunst nachspürt. Oetterli bewältigt die komplexen Arien souverän und gibt dabei einen verzweifelt rauchenden, Wein aus der Flasche trinkenden Impresario, der sich am Ende mit einer Sowjetfahne erhängt.
Auch die übrigen Gesangsleistungen sind außergewöhnlich, etwa Anna Nesybas Arie als Protagonistin (Hauptdarstellerin) im Kostüm einer deportierten Jüdin, die bei ihrem Auftritt spektakulär eine Mauer durchbricht. Und es gibt wundervolle nicht singende Figuren wie die taube Darstellerin Christina Schönfeld als Mime, die im Kostüm der Ariel-Werbe-Ikone Klementine Verse des Luftgeists Ariel aus Shakespeares „Sturm“ in Gebärdensprache performt. Hier verbindet sich Poetisches mit Witz - etwas, das Berios Vorlage fehlt.
Überzogen wirkt die Dauerpräsenz einer Figur namens Freitag (man denkt an „Robinson Crusoe“) mit Bananenpenis, die Prosperos Dialog mit dem Regisseur über das Theater in den Hintergrund drängt.
Berios Musik klingt mit ihrer Trennung von Arien, Duetten und instrumentalen Teilen mitunter fast traditionell, hat aber auch reichlich sperrige Momente. Der Erste Kapellmeister Alexander Hannemann führte Solisten, Chor und Orchester zu einer sehr konzentrierten und klanglich differenzierten Wiedergabe zusammen.
Einige Zuschauer verließen die Vorstellung dennoch vorzeitig. Der freundliche Schlussbeifall im nicht ganz ausverkauften Haus galt den überragenden Akteuren. Am Ende bleibt die Erkenntnis: Kassel spendiert Berios „Un re in ascolto“ eine starke Inszenierung. Ob man das Stück überhaupt auf die Bühne bringen muss, ist eine andere Frage.


Göttinger Tagblatt (27.05.2015)

Auf der Wunderbühne

von Michael Schäfer

Diesen Akkord vergisst niemand, der ihn je gehört hat. Ein stehender Klang aus acht Tönen, ein Klang mit Schärfen und Kanten, der bald aber seine Schönheit offenbart und den Hörer mit magischer Gewalt fesselt. Mit diesem Akkord beginnt „Un re in ascolto“ („Ein König horcht“) von Luciano Berio: keine Oper, sondern eine „azione musicale“, eine „musikalische Handlung“, wie der 2003 gestorbene italienische Komponist sein 1984 in Salzburg uraufgeführtes Werk bezeichnet hat. Weil es eben keine Oper ist, ist das, was sich auf der Bühne abspielt, auch keine Handlung im landläufigen Sinn. Es ist ein Stück über Musik und über Theater, folgerichtig sehen wir auf der Bühne ein Theaterfoyer, rechts vorn das ziemlich chaotische Arbeitszimmer des Theaterdirektors. Der Abreißkalender am Bücherregal zeigt den 7. August 1984 – das Datum der Salzburger Uraufführung von „Un re in ascolto“. Weitere augenzwinkernd eingestreuten 80er-Jahre-Zitate (bis hin zur Mariacron-Flasche im Bücherregal) veralbern das Stück in keiner Weise.
Prospero heißt der Theaterdirektor. Er träumt von einem Theater, „darin ein Ich, das ich nicht kenne, singt; singt die Musik, die ich vergessen habe und die ich jetzt so gern sänge.“ Den Namen Prospero hat sich Librettist Italo Calvino aus Shakespeares „Sturm“ geborgt, der Text entstammt diesem Stück Shakespeares, dazu kommen Fragmente von W. H. Auden und aus einem deutschen „Sturm“-Libretto von 1797. Prospero ist natürlich nicht allein im Theater. 27 Rollen einschließlich der Statisten verzeichnet das Programm. Zahlreiche Sänger treten auf, zwei live spielende Pianisten, von denen einer auch zu singen hat, zwei Seiltänzer, ein Kind mit zu großen Schuhen in der Rolle des Clowns, eine zu zersägende Dame, ein Herr namens Freitag (Robinson lässt grüßen), den der Darsteller des Regisseurs aus dem Zuschauerraum auf die Bühne gebeten hat, dazu „Der Mime“, wie es in Berios Besetzungsliste heißt. Der ist in Kassel eine Frau im Kostüm der Klementine aus der Ariel-Werbung, die 22 Jahre lang, von 1962 bis 1984, im Fernsehen den Unterschied zwischen sauber und rein vorgeführt hat. Die Kasseler Klementine ist die Berliner Gebärdensprachlerin Christina Schönfeld. Sie übersetzt die Texte ins Gestische. Wer versucht, all das zu berichten, was sich auf dieser Wunderbühne (überquellend an Einfällen: Mathis Neidhardt) abspielt, kommt schnell vom Hundertsten ins Tausendste. Wenigstens die Windmaschine und die singende Säge seien noch erwähnt, die zum Inventar von Prosperos Arbeitszimmer gehören und auch zum Klingen gebracht werden. Ansonsten hört man viel „Addio“ und „Dove sono“, erlebt Proben zum „Sturm“, Sängerinnen und Sänger, die zum Vorsingen gekommen sind, sowie die „Protagonistin“ (Sopranistin Anna Nesyba), die mit Knalleffekt – sie durchbricht ein zugemauertes Fenster – auf die Bühne kommt.
Am Schluss ist Prospero allein und stirbt. So muss Oper enden. Regisseur Paul Esterhazy stellt eine vielschichtige, vielfach verrätselte, zugleich sehr poetische Geschichte auf die Bühne, in der es unglaublich viel zu entdecken gibt – und zu horchen. Dafür ist in erster Linie den hervorragend disponierten Gesangssolisten zu danken, von denen wenigstens einige erwähnt seien: der stimmlich außergewöhnlich souveräne Bassbariton Marc-Olivier Oetterli als Prospero, Lin-Lin Fan und Bénédicte Tauran als hinreißende Sopranistinnen sowie Schauspieler Gunnar Seidel als körperlich bemerkenswert gewandter Freitag.
Den süchtig machenden Akkord und all die weiteren Strukturen der Partitur, in der man sehr wohl auch kantable Passagen für die Solisten und leidenschaftliches Temperament entdecken kann, betreut Alexander Hannemann am Dirigentenpult mit größter Sorgfalt. Orchester und Chor arbeiten konzentriert und erweisen so einem der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts gebührend ihre Reverenz. Am Ende gab es vereinzelte Buhrufe für den Regisseur. Im Übrigen klatschte das Premierenpublikum ausdauernd.


Blog Theaternomadin, 26.05.2015

Schön bekloppt

von Viktoria Knuth

Wenn zu Beginn einer Vorstellung jemand vor den Vorhang tritt, verheißt das meist nichts Gutes. Entweder ist einer oder gleich mehrere Darsteller krank, die dann von Gästen ersetzt werden oder um Verständnis für die beeinträchtigte Stimme bitten. Wer sich am Staatstheater Kassel in die relativ junge Oper Un re in ascolto von Luciano Berio traut, sollte sich jedoch freuen, wenn der „Regisseur“ des Abends am Anfang seine Worte an das Publikum richtet. Denn dieser Auftritt ist der passend absurd-komische Beginn eines herrlich verrückten Opernabends.
Ein König horcht - Nein, einen stringent verlaufenden Erzählfaden gibt es in dieser Oper von Luciano Berio mit Texten von Italo Calvino nicht und jeder Versuch einer Kurzzusammenfassung muss an der Komplexität der angesprochenen Themen und Anspielungen scheitern. Un re in ascolto ist eine heitere Darstellung des Theaterbetriebs mit all seinen exzentrischen Persönlichkeiten. Un re in ascolto ist ein Essay über den Unterschied zwischen Hören und Zuhören. Un re in ascolto ist eine Adaption von Shakespeares Drama Der Sturm. Un re in ascolto ist ein Künstlerdrama. Un re in ascolto ist die Suche nach dem idealen Theater. Un re in ascolto ist das alles und anderes mehr. Das darf euch aber auf keinen Fall einschüchtern oder gar abschrecken. Man muss nicht alles an dieser verrückten Oper verstehen, um Spaß daran zu haben. Und den hat man insbesondere dank der humorvollen Inszenierung von Paul Esterhazy.
The Dude, His Dudeness or El Duderino - Die Bühne von Mathis Neidhardt zeigt ein Theater. Genauer gesagt, zeigt sie den Vorraum zu einem Zugang zum Zuschauerraum. Noch genauer gesagt, sehen wir einen Zugang zum Rang des Staatstheater Kassel.
Na klar, das haben wir auch schon in anderen Inszenierungen gesehen. Eine neue Idee ist dieses Konzept nicht, aber zu diesem Stück von Berio, das mitunter Theaterproben zum Thema hat, passt sie wie die Faust aufs Auge. In diesem Vorraum hat sich nun Prospero, der Theaterdirektor, breitgemacht. Er wohnt quasi im Foyer des Theaters, wo er im Bademantel auf der Couch rumhängt – rauchend und trinkend.
Dass diese Figur an einen gewissen “Dude” aus dem Kultfilm The Big Lebowski von Ethan und Joel Coen erinnert, ist garantiert kein Zufall. Ob es tatsächlich charakteristische Parallelen zwischen dem Althippie und dem Theaterdirektor gibt, wäre allerdings zu diskutieren.
Vielleicht war es auch einfach die generelle Exzentrizität und Schlagfertigkeit des Dude, die Paul Esterhazy dem Theaterdirektor zusprechen wollte. Aber nicht nur dieser “König” ist exzentrisch, sondern auch der Regisseur. Nein, nicht Paul Esterhazy (jedenfalls meines Wissens nicht), sondern die Figur des Regisseurs auf der Bühne. Der sucht nämlich, bevor die Vorstellung richtig losgeht, einen Freiwilligen aus dem Publikum, der eine klitzekleine Rolle im Stück übernehmen möchte. “Keine Angst, es tut nicht weh, ist nur ganz kurz und ganz einfach!” Iss klar. Jedenfalls meldet sich ein schlaksiger junger Mann, der dann auf die Bühne stakst und vom Regisseur hinter die Kulissen gezogen wird. Das alles passiert auf so charmant unbeholfene Weise, dass man tatsächlich glauben möchte, es handelte sich hier tatsächlich um einen Laien.
Thank God it’s Friday - Wenn man im Libretto als Beschreibung dieser Figur “exotisch und abstoßend” liest, ist der augenzwinkernde Seitenhieb auf das Theaterpublikum offensichtlich. Schon bald stellt sich nämlich heraus, dass die zu bewältigende Rolle alles andere als kurz, einfach und schmerzlos ist und zum Glück von einem hervorragenden Schauspieler verkörpert wird. Der wird vom Regisseur gedrillt und verwandelt sich im Laufe des Abends schön politisch unkorrekt mit dunkelbrauner Körperfarbe und vorgeschnallter Banane in einen affenartigen Wilden, der neugierig beobachtet, laut und irr seine Texte brüllt, eine Frau zersägt und sich am Ende wieder als ganz normaler Zuschauer im Anzug ins Publikum einfügt.
Ein Auftritt, der bei den Kameraden im Saal allerdings nicht nur Begeisterung hervorrief, sondern auch zu beträchtlichen Abwanderungen während der Vorstellung führte.
Eine weitere Frechheit, die Paul Esterhazys Inszenierung am Staatstheater Kassel so sympathisch macht, ist die plumpe Interpretation des sogenannten Mimen mit Klementine. Ja, genau, die Klementine aus der Fernsehreklame: Nur eine Frage: Was hat die komische dickliche Frau in der weißen Latzhose bitte auf der Opernbühne verloren? Das mag man sich einen Großteil des Abends tatsächlich fragen – bis zu dem Moment, in dem Prospero den Shakespeareschen Luftgeist anruft. Wie hieß der noch gleich…. potzblitz! Ariel!
Ok, man kann bei dieser kalauernden Regie-Idee mit den Augen rollen. Man kann aber auch schmunzeln und sich von der eigenartigen bedeutungsschwangeren Zeichensprache dieser Pantomimin den wirklichen Gehalt der gesprochenen und gesungenen Texte erklären lassen – und noch verwirrter sein als vorher.
Wie klingt das? - „Ein König horcht“. So lautet der Titel der Oper von Luciano Berio in der deutschen Übersetzung. Und genauso offen wie diese Überschrift anmutet, sollte auch der Zuschauer diesem Werk und auch dieser Inszenierung begegnen. Vielleicht ist man davon befremdet. Vielleicht ist man davon verstört. Und vielleicht lassen sich die gezeigten Ideen nicht konsequent bis zum Ende verfolgen. Vielleicht ist das aber auch nicht das Ziel dieses Abends, der eine bunte und dichte Ansammlung von Ideen und Assoziationen ist. Vielleicht sollte man hier einfach zuhören, zuschauen und mit heiterem Gemüt genießen.


Die Deutsche Bühne, 06.2015

Die Kehrseite der Töne Oder Big Lebowski trifft Klementine

von Juliane Sattler

„Ich habe schon vor langer Zeit begonnen, der Oper Lebewohl zu sagen“, soll Luciano Berio zu seiner 1984 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführten musikalischen Handlung „Un re in ascolto“ gesagt haben: „Aber es ist ein langes Lebewohl“. Und dieser König dort auf der Bühne, Prospero ist sein Name, durchleidet auch einen langen Abschied. Gesucht hat er ein Leben lang nach der Utopie, der einen vom besseren Theater. Gelauscht hat er und gehorcht. Als am Kasseler Opernhaus der Vorhang fällt, ist Prospero, der König, der Herrscher, der Theaterdirektor, tot. Das Spiel der Möglichkeiten ist beendet.
Ein mutiges Unterfangen ist das schon vom Kasseler Staatstheater, dem ausgeprägt traditionellen Opernpublikum zum Ende der Spielzeit das jetzt „ausgegrabene“ Berio-Stück zu zeigen. Ein Endspiel in zeitgenössischer Musik, entstanden in Montagetechnik und sich jeder linearen Erzähltechnik verweigernd: Musik wird hier zum Theater und Theater zur Musik. Das Libretto entstammt aus der Feder des italienischen Autors Italo Calvino, basierend auf Roland Barthes’ Essay „L´Ecoute“ über das Hören. Dazu sind aber auch Passagen aus Shakespeares „The tempest“ enthalten und deren Kommentar-Texte von Wystan Hugh Auden. „Ein König horcht“ hat so einen stark reflektierenden Hintergrund, die Aufführung in italienischer Sprache wird mit deutschen Übertiteln versehen. Also Lesen, immer nur Lesen? Oder doch Schauen?
Auf der Bühne das theatrale Chaos: Sopranistinnen trainieren ihre Stimme, Ballett-Elevinnen schweben durch die Luft. Der Regisseur (Markus Francke) probt mit einem Schauspieler (Gunnar Seidel), und ein Soldat spielt Akkordeon. Irgendwo zwischen Realität und Magie, Zirkustreiben und poetischen Fellini-Bildern siedelt Regisseur Paul Esterhazy die „Vorgänge“ (sie werden so im Programmheft genannt) an. Dass er zudem den Figuren aus Shakespeares „Sturm“ optisch eine zweite Identität aus den achtziger Jahren verleiht (Bühne und Kostüme: Mathis Neidhardt) und damit stellenweise eine Abrechnung mit den 68ern schafft, bricht die Bilder auf, schafft neue Spannungen. Der König – ein Ex-Hippie mit Sonnenbrille und Joint in der Hand – sieht dann aus wie der „Dude“ Lebowski und Mime, die Gehörlosen-Darstellerin mit Gebärdensprache  (Christina Schönfeld), kommt als Tante Klementine aus der Ariel-Waschmittelwerbung daher.
Der Theaterdirektor probt den „Sturm“. Und er sucht und horcht nach dem anderen Theater. Eines, das klingt und die hinter den Tönen liegende Erfahrung deutlich macht, eines, in dem sich Erinnerung und Ahnung, Hören und Gesang durchdringen. Vier Arien gibt es für Prospero, in dessen Figur der Bariton Marc-Olivier Oetterli sehr fein die existenzielle Tiefe auslotet, die Angst des Künstlers vor dem Verlöschen. Das Kasseler Staatsorchester legt zum Teil die gleichen Tonketten um den Gesang, die Musikpassagen verschieben sich nur minimal.. Berios Musik ist wie eine Welle, die immer wieder ans Ufer spült, mal sanft und zart, um sich dann später zum harschen Aufschäumen aufzubauen. Das ganze Meer der Töne auch in dem Gesang des Chores, der zuweilen wie eine Erscheinung aus der Bühnen-Tiefe auftaucht. Man braucht Zeit für diese Musik. Hören, Ein-Hören ist gefragt, wenn sich der 1. Koordinierte Kapellmeister Alexander Hannemann dem Werk Berios und seiner Musik, mal einschmeichelnd, mal hochgradig konstruiert, mit dem notwendigen Maß an Impulsivität und Diskretion widmet.  
Alles in allem eine reife Leistung für das Kasseler Staatsorchester und dessen Sängerensemble, von dem hier noch der wendige Gunnar Seidel und die hochdramatisch agierende Sopranistin Anna Nesyba als Überlebende zu nennen sind. Zum Schluss Applaus zwischen Beifall und Buh im nicht ausverkauften Opernhaus für einen Theaterabend, der Klangerlebnis und Herausforderung zugleich war.


Der Merker, 05.06.2015

Opernrarität in Kassel: „Un re in ascolto“ von Luciano Berio
(Vorstellung: 5. 6. 2015)

von Udo Pacolt

Im Staatstheater Kassel ist eine besondere Opernrarität zu erleben: „Un re in ascolto“ („Ein König horcht“) von Luciano Berio, die im Jahr 1984 in Salzburg als Auftragswerk der Salzburger Festspiele im Kleinen Festspielhaus mit Theo Adam in der Titelrolle uraufgeführt wurde.
Luciano Berio (1925 – 2003) entstammte einer Organistenfamilie und erhielt von seinem Vater Musik- und Klavierunterricht. Nach dem Krieg studierte er an der Mailänder Universität Jura und am Konservatorium Komposition. Durch einen Studienaufenthalt bei Dallapiccola in Tanglewood erhielt er prägende Anregungen für sein Schaffen. Er beschäftigte sich auch mit elektronischer Musik und wandte sich nach Begegnungen mit Maderna, Pousseur und Stockhausen seriellen Techniken zu. Als Opern im traditionellen Sinn gelten „La vera storia“ (1982) und „Un re in ascolto“(1984), die nun am Staatstheater Kassel zur Wiederaufführung kam.
Die Handlung des Werks (Berio nannte es Azione musicale), dessen Libretto Italo Calvino nach dem Essay „L’Écoute“ des französischen Philosophen Ronald Barthes verfasste, spielt in einer Stadt der Gegenwart: Ein König horcht in sich hinein, er horcht in die Körper der Menschen, horcht, wie die Welt atmet. Der horchende König Prospero ist ein „Theaterherrscher“, der in seinem Zimmer dem Traum nach einem besseren Theater nachhängt. In der Zwischenzeit bereiten sich der Regisseur, der Bühnenbildner, die Sänger, Tänzer und Clowns inmitten eines großen Durcheinanders auf eine Probe von Shakespeares Der Sturm vor. Es kommt zu Meinungsverschiedenheiten, die Prospero über sein Verständnis des Theaters sinnieren lässt, und er erleidet einen Schwächeanfall. – Eine große Schar von Menschen versammelt sich und will dem Schwerkranken helfen. Ein Königsthron wird gebracht und Prospero wird zum König der zu probenden Handlung erkoren. Die Realität vom Sterben des Theaterdirektors vermischt sich mit der Fiktion des Spiels. Nachdem die zweite Sopranistin ihre Arie vorgetragen hat, tritt die Protagonistin mit einer bewegenden Abschiedsarie auf. Die Schauspieler legen ihre Kostüme ab, Prospero stirbt.
In „Un re in ascolto“ wird die Frage nach den Möglichkeiten des heutigen Musiktheaters gestellt. Dazu ein Zitat aus „Reclams Opernführer“: „Formal als Traum angelegt, ist die Handlung auch ein spielerischer Umgang mit Formen des Theaters. Wort, Musik und Aktion werden durch die Logik des Traums zusammengehalten.“ Die Bühne verwandelt sich zusehends in eine Art „Welttheater“ – die Geschichte einer Inszenierung wird zu einer Geschichte der Gefühle, an deren Ende Prospero zur tragischen Figur wird, weil er von allen verlassen wurde. 
Paul Esterhazy brachte in seiner Inszenierung die oft rätselhafte, oft poesievolle Geschichte mit viel Humor auf die Bühne, die das Foyer eines Theaters im 1. Rang und Prosperos überladenes Arbeitszimmer als Spielstätte zeigt (Bühnengestaltung und Kostüme: Mathis Neidhardt). Für die Lichteffekte sorgte Albert Geisel. Bühnenbeherrschend war als Theaterprinzipal Prospero der Schweizer Bariton Marc-Olivier Oetterli, der meist im Bademantel und kettenrauchend seine Umgebung aushorcht und – von den Sängerinnen und Sängern oftmals enttäuscht – sich immer wieder an seinen Schreibtisch zurückzieht.
Als Regisseur agierte der Tenor Markus Francke bei seiner Probenarbeit zu Shakespeares „Sturm“ ziemlich hektisch und dominant (offensichtlich sehr realitätsbezogen!). Das Sängertrio, das ein wenig blass blieb, wurde vom Tenor Paulo Paolillo, vom Bariton Hansung Yoo und vom Bass Hee Saup Yoon dargestellt, Sopran I war Lin Lin Fan.
Sopran II Bénédicte Tauran, der Mezzosopran Lona Culmer-Schallbach, wobei alle drei Sängerinnen stimmlich überzeugender als die Männer waren.  Weitere Pluspunkte der Aufführung, bei der eine große Anzahl von Schauspielern, Seiltänzern, ein Junge als Clown, ein Akkordeonspieler (Roman Komassa auf fast artistische Weise), zwei Pianisten und viele Statisten die Bühne bevölkerten, waren die Sopranistin Anna Nesyba in der Rolle der Protagonistin, die gegen Schluss ihren großen Auftritt hatte, als sie – eine Mauer durchbrechend – auf Prosperos Schreibtisch landete und ihre bewegende Abschiedsarie sang sowie die Gebärdensprachdozentin Christina Schönfeld, die – seit ihrer Geburt taub – als Mime eindrucksvoll und ausdrucksstark alle Szenen in der Gebärdensprache begleitete.
Zu erwähnen wären noch die koreanische Sopranistin Nayeon Kim als Krankenschwester, der syrische Tenor Bassem Alkhouri als Doktor und die österreichische Mezzosopranistin Maren Engelhardt als Prosperos Gattin sowie der stimmkräftige Chor, der unterhalb der Bühne angesiedelt war (Einstudierung: Marco Zeiser Celesti).
Das Staatsorchester Kassel unter der Leitung von Alexander Hannemann brachte die schwirrenden, oftmals grell klingenden Töne der mit kräftigen Farben gespickten Partitur von Luciano Berio sehr differenziert zum Klingen. Das nur spärlich erschienene Publikum – der Fenstertag zwischen Feiertag und Wochenende trug sicherlich dazu bei – zollte allen Mitwirkenden reichlich Beifall, ein paar Bravorufe gab es für Marc-Olivier Oetterli, den Darsteller des Prospero, und für den Dirigenten.