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Das Rheingold, sagt er, hat diesen Vorzug, dass es wie ein Bauernprozess klar uns Wotan's Schuld und Verhängnis darstellt und die zwingende Notwendigkeit seiner Weltentsagung. (Cosima Wagner)

Zephises kommt aus der mittleren Versenkung in seinem vorigen Geisterkleide.
EDUARD
Geist meines Vaters, rate deinem unglücklichen Sohne
 – was soll ich beginnen?
ZEPHISES mit ernster Miene
Ich bin dein Vater Zephises
und habe dir nichts zu sagen als dieses.
Verschwindet wieder.
(Ferdinand Raimund, Der Diamant des Geisterkönigs)

Wotan erscheint im Felsgeklüfte und beschwört die Erda aus der Tiefe: er befragt sie um wichtige Dinge, die „Urwissende“ weiß aber gar nichts und versinkt ungefähr wie bei Raimund der „Vater Zephyses“. (Eduard Hanslick)

Der Pfarrer und sein Jesus sind weit weg unten im Dorf; hier droben wissen sie noch von den Kräften der Erde und des Himmels in mundfaulem aber selbstgewissem Heidentum. Einmal im Jahr trägt zwar der fröhliche Kaplan die Monstranz auf den Berg, aber Zuspruch, wenn er not tut, holt man doch lieber sich bei den drei Spinnerinnen von der Nornenhütt' oder bei der Erdfrau, die weissagend immer erscheint, wenn guter Rat teuer ist, dann aber gar nichts weiß. Ab und zu freilich kommt mit Zeitung und Zündhölzern im Bündel der schlaue Hausierer des Wegs, auf dessen rote Kappe gar mancher Flurbrand gehen mag. Der Bauer und Herr über die Weinberge bespricht dann wohl gern mit dem Fuchs dieses und jenes, was die kinderlos eifersüchtige Herrin nicht wissen muss. Auch den Schmied, den Schwerhörigen, zieht mitunter ins Vertrauen er bei einer guten Flasche vom alten Dôle. Denn soviel steht fest, dass nämlich kein Rock sicher ist vorm Herrn; der soll ja weiter oben am Berg eine eigene Zucht von Kebstöchtern haben, die zur Jagd und manch heimlicherem Geschäft er anleitet. Keiner widerspricht hier dem Herrn, der alle an der langen Tafel frei hält, aber es murren, seit er das Große Haus – mit viel geborgtem Geld – hat bauen lassen, selbst die tumben Steinhauer, weil der bedungenen Lohn noch aussteht. Die strenge Herrin weiß nur zu gut, was ihr Gatte vorschnell den Rie­sigen versprochen hat: ihre Schwester fortführen sollten sie dürfen, die Jungfrau mit den den­noch stets vollen Brüsten, aus denen – so wird gemunkelt – nicht nur der Herr Kraft saugt. Nun muss also zum Tausch für die Unentbehrliche Geld beschafft werden beim verachteten Nachbarn, dem krötenhaft Plumpen, der in heimlicher Werkstatt seinen Bruder, den Kurzbeinigen, und ein Heer von Handlangern Falschpfennige hämmern und prägen lässt. Wie gern wär der Missratene selbst ein Geachteter und von den Weibern Begehrter wie der Herr; aber nicht einmal von den Waschfrauen, die sonst mit jedem schäkern, sei je er erhört worden, heißt es. Drum hätt' er der Liebe abgeschworen für immer; dies sei der verfluchte Preis für seinen wachsenden Reichtum. Zwar listete der Herr mit des Hausierers Hilfe dem Falschmünzer seinen Hort ab, doch wie schwer fiel es nun ihm, den just gewonnenen Reichtum, um die Schwester frei zu kaufen, an die Steinhauer gleich wieder fahren zu lassen. Nur widerwillig tat er's auf Raten der Erdfrau. Seine Herrenmacht – wie fühlte er sie schwinden. Wahrlich, da musste um kräftigen Nachwuchs min­destens er sich mühen: Zu Bett lag längst er mit Wölfin, der schwarzen Magd, die nun ein Zwillings­paar, Knabe und Mädchen, ihm gebar, die – weil nur Natur die Stärksten formt - im Wald er aussetzen ließ, wo Wölfe sie aufzogen, wie einige sagen, während andere meinen, der Herr selber sei mit seinen Wölflingen durch Wald und Flur ge­zogen. Aber auch die am weisesten ihm scheinende Erdfrau nahm er sich her und zeugte mit ihr eine Kebstochter, so klug und ähnlich ihm, wie keine noch... (Saul-Constantin)

Lektüre Richard Wagners:
Homer, Aischylos, Sophokles, Platon "Symposion", Cervantes "Don Quixote", Shakespeare, Goethe "Faust" („Die Unentbehrlichen“ R. W.)

Anregungen für die Inszenierung:
Bücher: Friedrich Nietzsche „Also sprach Zarathustra“, Jean Giono „Le chant du monde“, Ernst Jünger „Auf den Marmorklippen“, „Alphonse de Chateaubriant „La Brière“, Henri Bosco „L’Ane culotte“, Marcel Pagnol „Marion des Sources“, Charles Ferdinand Ramuz „Derborence“, „La grande peur dans la montagne“, " Farinet ou la fausse monnaie"; Cosima Wagner, Tagebücher, erschienen 1976; Filme: Jean Giono, Crésus, (1960); Béla Tarr, Sátántangó (1994), A Torinói ló (2011)

Literaturempfehlung:
Ulrich Drüner, Richard Wagner – Die Inszenierung eines Lebens, 2016