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William Shakespeare: Lied "In spring time" (As You Like It)

Song

It was a Lover, and his lasse,
With a hey, and a ho, and a hey nonino,

That o're the greene cornefield did passe,
In the spring time, the only pretty rang time,

When Birds do sing, hey ding a ding, ding.

Sweet Lovers love the spring.

Betweexe the acres of the Rie,

With a hey, and a ho, & a hey nonino,

These prettie Country folks would lie.

In spring time, &c.

This Carroll they began that houre,

With a hey and a ho, & a hey nonino,

How that a life was but a Flower,

In spring time, &c.

And therefore take the present time,

With a hey, & a ho, and a hey nonino,

For love is crowned with the prime.

In spring time, &c.

Lied

Es tät ein Liebster seine Dirn',
Mit juhei, hopplahi, und juhei, hopplaho,
Im Arm durch's grüne Kornfeld führ'n,
Im Maien hat jeder Lust zum Freien
Bei Vogelsang, hei klingelingklang;
Den lieben Frühling lang.

Und bald im Roggen miteinand'
Mit juhei, hopplahi, und juhei, hopplaho,
Das schmucke Paar ein Lager fand.
Im Maien etc.

Von Stund' an tönt aus ihrem Lied,
Mit juhei, hopplahi, und juhei, hopplaho,
Dass unser Leben kurz nur blüht.
Im Maien etc.

Und darum lebt im hier und heut',
Mit juhei, hopplahi, und juhei, hopplaho,
Denn Liebe krönt die Primelzeit.
Im Maien etc.

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Programmheft "der verschwundene hochzeiter." (pdf)


 

 

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Älteste Frau der Welt gestorben

Sie war älter als das Säkulum – das vergangene! Marietheres W. – geboren in den letzten Tagen des 19. Jahrhunderts – ist gestern im Alter von 117 Jahren in Wien gestorben, als älteste lebende Frau; nur zwei Menschen, die Französin Jeanne Calment (122) und die US-Amerikanerin Sarah Knauss (119), haben jemals länger gelebt. Die greise Dame stammte aus einer böhmischen Fürstenfamilie, war bis zu dessen Tod mit dem um vierzig Jahre älteren k. u. k. Feldmarschall Wilderich von W. vermählt und lebte seit Menschengedenken zurückgezogen im ersten Wiener Gemeindebezirk. Dabei ging es in ihrem langen Leben nicht immer so beschaulich zu: Im Frühjahr 1938, wenige Tage vor dem Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich, hatte nämlich in Wien ihre kurze aber heftige Affäre mit dem 17-jährigen Oktavian R., dem damals minderjährigen Korpsführer der Heimwehrorganisation Jung-Vaterland, der später in der NSDAP Karriere machen sollte, für mediale Empörung gesorgt. Die seit Längerem auf Sozialhilfe angewiesene Aristokratin führte zuletzt, bei erstaunlicher geistiger und körperlicher Frische, in ihrer großen, etwas vernachlässigten Stadtwohnung, das Leben einer, wie sie selbst gern betonte, „aus der Zeit Gefallenen“. Einziger Kontakt zur Außenwelt blieb für die glühende Verehrerin des italienischen Startenors Luciano Pavarotti für viele Jahre ihr Abonnement an der Wiener Staatsoper. Auf die Frage, was ihr ein so langes Leben beschert hätte, verriet die „Marschallin“ dem seltenen Besucher gelegentlich ihr Geheimrezept: „Die Erinnerung an die Vergangenheit und ein Gläschen Rosenlikör – stündlich.“

Wiener Presse, 30. September 2017

 

Die Vorgänge

Erster Aufzug

Die Zeit fließt dahin. Wie lange ist es her, dass Marie Theres im jugendlichen Alter von 22 Jahren an den wesentlich älteren Feldmarschall Fürst Werdenberg verheiratet wurde? Die Erinnerungen der „Alten Marschallin“ verblassen. Ihr Mann ist längst tot. Vieles taucht nur noch bruchstückhaft in ihren Gedanken auf. Doch wenn sie den Namen Octavian hört, dann hüpft auch nach all den vielen Jahren ihr altes Herz ... Was damals geschah? Man schrieb das Jahr 1938. Ihre Heimatstadt Wien veränderte sich – aber eigentlich auch wieder nicht. Wien bleibt Wien … Daran würden auch die neuen Zeiten nichts ändern. Außerdem stand Marie Theres in jenen Tagen nicht der Sinn nach weltpolitischen Betrachtungen. 16 Jahre lang hatte sie die Ehe mit dem ungeliebten Mann in Treue und Ergebenheit ertragen. Doch nun war sie verliebt. Heimlich traf sie sich mit dem jungen Grafen Octavian Rofrano. Nie wird sie jene letzte Liebesnacht vergessen. Und vor allem nicht den Morgen danach – als Baron Ochs, ein entfernter Verwandter, unangemeldet in ihr Schlafzimmer eindrang, um von ihr Hilfe bei der Verwirklichung seiner Heiratspläne einzufordern. Noch heute muss sie lachen, wenn sie daran denkt, wie sich Octavian panisch die Kleider der Kammerzofe überwarf und in dieser Rolle so perfekt wirkte, dass Ochs sogleich anfing, mit dem vermeintlichen „Mariandel“ anzubandeln und dabei fast vergaß, dass er eigentlich hergekommen war, um nach einem „Rosenkavalier“ Ausschau zu halten; einem jungen Mann, der seiner Zukünftigen zum Zeichen der Verlobung eine silberne Rose überbringen sollte. Die Marschallin weiß noch, dass sie nicht lange überlegen musste: Sie empfahl Octavian und registrierte belustigt Ochs‘ Verwirrung über die Ähnlichkeit zwischen Octavians Porträt und „Mariandel“. Aber sie erinnert sich auch an das wehmütige Gefühl, als sie erfuhr, dass Ochs sich zur Ehe ein blutjunges Mädchen auserkoren hatte: Sophie, die Tochter des reichen Herrn von Faninal. Sicher keine Liebesheirat. Genau wie bei ihr selbst damals. Und plötzlich wurde ihr bewusst, was Vergänglichkeit bedeutet … Wie lange würde Octavian noch zu ihr, der älteren Frau, stehen?

Zweiter Aufzug

Wie begründet die Vorahnungen der Marschallin waren, zeigte sich wenig später bei der Rosenüberreichung. Wie oft hatte sie sich seither ausgemalt, was damals in Faninals Palais vorgefallen sein musste: Da stand Octavian in seinem Rosenkavalierkostüm mit silberner Rose und Degen vor Sophie, der erwartungsvollen Braut, die dann aber ganz empört war, als sie Baron Ochs mit seinen groben Manieren kennenlernte. Diesen Mann wollte sie um keinen Preis heiraten! Da gefiel ihr Octavian schon viel besser, und diese Sympathie schien auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Aber wie schnell dann alles ging: Die beiden gestanden sich in einem unbeobachteten Augenblick ihre Liebe, wurden dabei von den Intriganten Annina und Valzacchi ertappt und verraten. Octavian zog im folgenden Durcheinander seinen Degen. Ochs verletzte sich leicht, machte wehleidig eine große Szene, war aber nach einem Versöhnungstrunk schnell besänftigt; erst recht, als Annina ein Briefchen überbrachte, das ihm ein Rendezvous mit „Mariandel“ versprach. Konnte er doch nicht ahnen, dass sich dahinter eine von Octavian angezettelte Intrige verbarg.

Dritter Aufzug

Ja ja. So muss es gewesen sein: Octavian hatte mit Hilfe von Annina und Valzacchi alles perfekt für das Schäferstündchen des Barons mit „Mariandel“ vorbereitet und war in seiner Rolle als weinseliges Dienstmädchen unübertroffen. Ochs wurde durch die vermeintlichen Spukerscheinungen zunehmend nervöser und rief schließlich nach der Polizei. Aber dies verschlimmerte seine Lage nur noch mehr. Als schließlich auch noch Faninal und Sophie auftauchten, war die Blamage für Ochs perfekt. Octavian hatte ganze Arbeit geleistet. Aber zu dessen Überraschung war dann sie, die Marschallin erschienen – und hatte, als sie Octavian und Sophie zusammen sah, die Situation sofort begriffen und bereinigt: Dem Polizeikommissar machte sie klar, dass alles nur eine Farce gewesen sei, dem Ochs, dass es für ihn wohl das Beste wäre, ohne Ansprüche auf Sophie das Feld zu räumen. Doch auch sie war bereit zu verzichten – auf Octavian, und ihn frei zu geben für Sophie. Denn sie hatte sich gelobt, „ihn lieb zu haben in der richtigen Weis‘, dass ich selbst sein Lieb‘ zu einer andern noch lieb hab‘.“

 

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∨ Arietta der Barbarina: L'ho perduta (Die Hochzeit des Figaro)

BARBARINA 

L'’ho perduta, me meschina!

Ah chi sa dove sarà?

Non la trovo. Ah, non la trovo.

Meschinella!  Non la trovo.
L'’ho perduta, ah chi sa dove sarà?
E mia cugina?

E il padron, cosa dirà?

BARBARINA
Ich verlor sie, weh mir Armen,
Ach, ich finde sie nicht mehr.
Nicht zu finden. Ach nicht zu finden.
Weh, mir Armen. Nicht zu finden.
Schafft die Base mir die Nadel wieder her?
Hat sie Erbarmen?
Und der Graf? Was sagt wohl er?

 

 



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> Eine Sex-and-Crime-Story

Regisseur Paul Esterhazy im Gespräch

Zur Erinnerung: In was für einer Welt ist der Oldenburger "Ring des Nibelungen" angesiedelt?

Wir erzählen die Vorgänge – geleitet von Richard Wagner, der seinen "Ring" zu großen Teilen in der Schweiz geschmiedet hat – in der beengten und von der Natur bedrängten Welt der Hochalpen und zeigen, wie die vom Leben in Kargheit gezeichneten, um ihre Existenz, ihren Vorteil ringenden Kreaturen mitunter verhängnisvolle Entscheidungen treffen.

Die Inszenierung holt die mythologischen Ereignisse auf eine sehr menschliche Ebene. Ist das im Sinne Wagners?

Überlebensgroße Figuren wie Herakles, Buddha, Jesus von Nazareth oder Siegfried berühren uns erst wirklich, wenn wir sie schwach, in auswegloser Situation, mit einem Wort uns ähnlich erleben. Wagner selbst hat sich – egomanisch wie er war – stets als solch ein großer Leidgeprüfter gefühlt und inszeniert. Und deshalb menschelt es so in dieser vermeintlich entrückten Götterwelt.

Wieviel Jahre sind seit dem "Rheingold" vergangen? Was hat sich seitdem in diesem Mikrokosmos hoch oben in den Bergen verändert?

Mythologische Kalender sind nicht sehr zuverlässig. Nur soviel ist sicher: Siegmund, Sieglinde und Brünnhilde, deren Zeugung wir im "Rheingold" antizipiert haben, sind nun geschlechtsreif. Es müssen daher mindestens 16 Menschenjahre verstrichen sein. Der Titel gebende Ring des Nibelungen, den Wotan im ‚Rheingold‘ nur wenige Partiturseiten lang besitzen durfte, wird erst im "Siegfried" wieder auftauchen. Die ‚Walküre‘ ist also eigentlich eine Nebenhandlung, wenn auch eine höchst spannende: Wotans Plan, hinter dem Rücken seiner Gattin Fricka ein neues, freies Geschlecht zu zeugen, gelingt beinahe und scheitert spektakulär.

Worin liegt Wotans grundsätzliches Problem? Wie versucht er es zu lösen?

Es gibt eine alte Bauernregel: Man weiß nie genau, wo die Saat liegenbleibt. Anders gesagt: Natur lässt sich nicht manipulieren. Wotans Versuchskaninchen gehen ihrer eigenen Wege; es kommt zum unheilbaren Tabubruch der Geschwisterliebe. Daraufhin muss Wotan seinen Sohn (Siegmund) opfern, eine Tochter (Sieglinde) ins Unglück stürzen, die andere (Brünnhilde) entehren, verstoßen. In tiefer Depression sehnt er das Einzige herbei, das ihm inneren Frieden verspricht: das Ende. Aber noch sind wir nicht so weit: Der erfahrene Dramatiker Wagner entlässt uns mit einem klassischen Cliffhanger, wenn wir hören, dass ein letzter Hoffnungsträger bereits gezeugt ist: Siegfried.

Das Bauernhaus, in dem der Oldenburger "Ring" spielt, ist uns schon vertraut. Aber wie Wagners Partitur mit ihren beweglichen Motiven ist es einer dauernden Veränderung unterworfen, vieldeutig, labyrinthisch.

Das Raffinierte am "Ring"-Haus von Mathis Neidhardt ist, dass es gleichermaßen typisch und archetypisch ist. Die einzelnen Räume funktionieren auf wundersame Weise unabhängig davon, wer sie gerade bewohnt: Wotan, Hunding, Gunther. Im Freilichtmuseum in Bad Zwischenahn kann man übrigens gut sehen, wie ähnlich aus heutiger Sicht seinerzeit Bauernhäuser waren, unabhängig vom Status ihrer Bewohner.

Das Haus ermöglicht fließende Übergänge wie im Film ...

Ja, auch in der "Walküre" lenke ich mit Hilfe der Drehbühne – wie der Filmregisseur mit seiner Kamera – den Blick des Publikums. So kann ich beispielsweise zeigen, wie abwechslungsreich die berüchtigten, endlosen Monologe und Dialoge der ‚Walküre‘ in Wahrheit sind. Es handelt sich nämlich ausnahmslos um spannende Minidramen inmitten eines größeren dramatischen Bogens. Eröffnet man für jede diese Binnenszenen einen eigenen Raum, verfliegt die Zeit im Nu.

Am Ende vom "Rheingold" sahen wir, wie Wotan das Schwert Nothung in die Esche stieß. Was symbolisiert der Baum?

Die Esche, die unser Ring-Haus zusammenhält und ihm seine Mitte gibt, lebt – noch. Auch sie ist dem ewigen Kreislauf unterworfen: Im "Rheingold" spross ihr Grün, in der "Walküre" steht sie in vollem Laub – im "Siegfried" fallen die ersten Blätter.

Im "Rheingold" überraschten die Auftritte einiger, scheinbar hinzuerfundener Gestalten: Raben, Vögel, ein Bär, der Hengst Grane. 

Eigentlich ist nichts neu, höchstens neu zu entdecken: Eine ganze Generation von "Ring"-Regisseuren hatte uns nämlich die im Zyklus erwähnten tierischen Protagonisten schlicht vorenthalten. Mich hat dieses Hinweggehen über die im Text dauernd präsente Gruppe von Naturwesen immer gestört. Auch weil Wagner sein Leben lang ein Tiernarr war. Und so tauchen im Oldenburger ‚Ring‘ die Tiere alle leibhaftig auf – wenn auch zum Teil in menschlicher Gestalt; nur von den beiden Widdern, die laut Regieanweisung Frickas Wagen ziehen, sind allein die Schädel übrig geblieben.

Warum ist die "Walküre" wohl das beliebteste Stück der Tetralogie?

Meine persönliche Erfahrung bislang: Das Lieblingsstück ist immer dasjenige, mit dem man sich gerade auseinandersetzt. Im "Rheingold" ist einzigartig, wie kleinteilig, prägnant, im reinsten Konversationsstil gehalten, die Exposition zur folgenden Trilogie angelegt ist. In der "Walküre" fasziniert der große, antikische Atem in Kombination mit einem perfekten Timing bei der Entwicklung dieser unerhörten Sex-and-Crime-Story. Ein genialer Wurf. Ich freue mich schon auf "Siegfried".